Die Woche der Schuldnerberatung wird gemeinsam von Diakonie, Arbeiterwohlfahrt und Verbraucherzentrale organisiert. In dem Zeitraum werden Termine für eine kostenlose Budgetberatung vergeben, Anmeldung unter 0202/97444521. Am Dienstag, 18. Juni, veranstaltet die Diakonie Wuppertal außerdem eine Online-Infoveranstaltung zur Verbraucherinsolvenz.
„Die ,Buy Now, Pay Later‘-Angebote sind ein großes Thema bei uns“, sagt Anke Lichte von der Schuldnerberatung der Diakonie Wuppertal. Die Hemmungen, online mal eben schnell etwas zu bestellen und es später zu bezahlen, seien sehr gering. Traurige Trends in den Sozialen Medien würden das Kaufverhalten im Netz weiter ankurbeln: Bei TikTok ist es beispielsweise gerade ‚in‘ seinen Schuldenstand bei Klarna zu posten - je höher desto cooler.
Anke Lichte äußerte sich anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung 2024, zu der die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung vom 10. bis zum 14. Juni aufruft. Die Aktionswoche nimmt in diesem Jahr vor allem „Buy Now, Pay Later“-Angebote ins Visier. „Buy now – Inkasso später“ lautet das Motto der Aktion. „Viel zu viele, auch junge Menschen, unterschätzen das Risiko, das von scheinbar so verlockenden Angeboten ausgeht, jetzt etwas im Internet zu bestellen und es später zu bezahlen“, sagt die Leiterin der Diakonie-Schuldnerberatung.
„Wir merken vor allem, dass unsere Klientinnen und Klienten schnell den Überblick verlieren. Sie wissen nicht mehr, was gekauft wurde und was sie zurückgeschickt haben.“ Am Ende sei es dann schwierig, die Forderungen im Blick zu halten und zu überprüfen. Sehr schnell würden dann hohe Gebühren anfallen und Mahnbescheide ins Haus flattern. In den vergangenen Jahren seien die Online-Schulden bei den Klientinnen und Klienten der Beratungsstelle stark angestiegen. „Wir haben Betroffene in der Beratung, bei denen sich die Klarna-Forderungen auf 5.000 Euro angestaut haben“, so Anke Lichte.
Für betroffene Haushalte – darunter seien auch viele junge Menschen – sei es daher wichtig, wieder einen Überblick über die finanzielle Situation zu bekommen und eine gute Budgetplanung zu erstellen. „Das ist kein einfacher Weg, der auch die Schuldnerberatungsstellen vor große Herausforderungen stellt. Daher fordert auch die Diakonie neben einer finanziellen Allgemeinbildung von klein auf viel mehr Transparenz bei ´Buy Now, Pay Later`-Angeboten“, sagt Lichte.
Mit den vielen verschiedenen Finanzierungs- und Zahlungsmöglichkeiten der Anbieter verschwimme für die Käuferinnen und Käufer die Grenze zwischen Rechnungskauf und Ratenfinanzierung. Die Zahlung laufe dann häufig über Drittanbieter, bei denen mit dem Kauf unter Umständen sogar ein Kredit abgeschlossen werde. „Das wird so jedoch im Kaufprozess nicht klar kommuniziert. Das kritisieren wir vor allem. Auch Angaben zu anfallenden Zinsen und Gebühren gibt es häufig nicht. Transparenz bei Zinsen und Kosten im Zusammenhang mit solchen Geschäften dürfen nicht im Kleingedruckten stehen, sie müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen. Da muss der Gesetzgeber tätig werden“, erklärt Anke Lichte. Sie ist sicher, dass auf diese Weise viele Menschen vor der Schuldenfalle bewahrt werden können.
Zudem müsse es eine dauerhaft institutionell abgesicherte Präventionsarbeit geben, die Schuldnerberatungsstellen in Trägerschaft der Verbände leisten könnten. Für Präventionsarbeit in Schulen beispielsweise fehlen in Wuppertal die Mittel. „Vorbeugen ist hier besser als heilen, es erspart vielen Menschen die drohende Armut“, so Anke Lichte. Dafür können in Wuppertal aber alle Bürgerinnen und Bürger einen kostenlosen Termin bei der Schuldnerberatung von Diakonie, AWO und Verbraucherzentrale bekommen - in anderen Städten ist die Beratung teilweise nicht für jede oder jeden offen.
Kontakt für Ihre Rückfragen:
Anke Lichte / Abteilungsleitung Schuldner- und Insolvenzberatung
Telefon: 0202 / 97 444 - 541
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